Chaussee der Enthusiasten
Die letzte Show



LESEBÜHNE - 20:00 Uhr
Nur noch am Mittwoch, dem 9.12. in der Alten Kantine

Mittwoch, 24. Juli 2013

Deutsche Sehenswürdigkeiten


Im Wald gibt es ja für den Städter eigentlich nicht viel zu sehen, weil er sich nicht auskennt mit den Pflanzen- und Tiereinzelheiten, manchmal hat man noch dazu keinen Empfang. Der Vorteil an einem Waldspaziergang ist natürlich, daß man jederzeit auf die Toilette gehen kann. Man muß dazu einen dünnen Baumstamm umklammern und in die Hocke gehen, so habe ich das mal von einem Survival-Trainer gelernt. Damit sich der deutsche Städter im Wald nicht langweilt, gibt es aber auch Sehenswürdigkeiten, die eher nach seinem Geschmack sind als olle Baumstämme. Im Wald bei Tharandt kann man die Stelle besichtigen, an der König Albert vor über 100 Jahren seinen 1000. Edelhirsch erschossen hat. "Zufällig" an derselben Stelle wurde eine Frau "vom Blitz" erschlagen. Wenn er mal nicht in Wirklichkeit seine 1000.Frau erschossen und seinen ersten Hirsch erschlagen hat ... Solche Dinge lernt man, wenn man mit offenen Augen durch den Wald bei Tharandt geht. Was lernt man, wenn man mit offenen Ohren ins Badehaus Szimpla geht? Das können wir heute noch nicht wissen, aber übermorgen wird es schon zu spät sein, es zu erfahren. Mit dabei ist in dieser Woche unser Gründungsmitglied Andreas Gläser. JS

Donnerstag, 18. Juli 2013

Löcher wie ein Golfplatz

Erinnert sich noch jemand an die documenta in Kassel 1997? Glücklicherweise kann man sich heutzutage an derlei Ereignisse auch dann erinnern, wenn man gar nicht dabei gewesen ist - dem sagenumwobenen Internet sei Dank. Christoph Schlingensief wurde damals von der Polizei festgenommen, weil er ein Schild mit der Aufschrift "Tötet Helmut Kohl" tragen ließ. Wer hätte damals gedacht, dass der flott vor sich hin dilettierende Jungspund Schlingensief schneller ins Gras beißen müsste als der damals bereits lahmfüßige zu Paranoia neigende Kohl, um den sich inzwischen eine allenthalben als "seine zweite Frau" betitelte Abschirmungsbeauftragte kümmert. Welchen Effekt würde heute das Hochhalten eines "Tötet Helmut Kohl"-Schilds auf der documenta auslösen? Vor allem - wer würde da noch die Energie aufbringen, dies zu tun? Die Schweizer Sterbehilfe-Organisation Dignitas vielleicht? Schlingensief wurde damals natürlich schnell wieder freigelassen - die Beamten haben wahrscheinlich noch mal schnell im Grundgesetz Artikel 5 nachgeschaut: "Ach ja, da steht's ja - Kunst ist frei. Da werden wir ihn wohl wieder laufen lassen müssen. Entschuldigen Sie, Herr Schlingensief, wir hatten gedacht, Kunst sei unfrei. Kleines Missverständnis, kann ja jedem mal passieren. Tötungsphantasien bei "Die Ärzte", Lolita-Sex-Phantasien bei Roland Kaiser ("Den Schritt zu wagen, vom Mädchen bis zur Frau").
Und jetzt muss Bushido herhalten für eine aus der Hand geschüttelte Strophe eines Gauner-Sprechgesang-Schlagers. Der Grüne Volker Beck begründet das damit, dass Bushido "nicht viel drauf" habe. Beck meint also, dass Artikel 5 nur in Anspruch zu nehmen sei, wenn man was drauf habe, und darüber zu urteilen hätten dann Parlamentarier. Wowereit klagt gegen Bushido - weshalb eigentlich? Weil er als Metapher herhalten muss?
Der Sprecher von Claudia Roth meint: "Bushido pöbelt nur noch herum, hetzt menschenverachtend gegen Homosexuelle und Frauen und droht jetzt auch noch Politikerinnen und Politikern offen mit Gewalt." . Als ehemalige Managerin von "Ton Steine Scherben" erinnert sie sich vielleicht, wie im Rauchhaus-Song davon die Rede war, wie Mensch Meier "den Bullen die Köppe einhaut."

Wessen Tötung wir besingen, erfahrt ihr, wenn ihr heute Abend ins Badehaus Szimpla kommt. 20:30 Uhr. Unter anderem mit unseren Gästen Ben Drummer und Konrad Endler.


Der Bücherbär



Ist das nicht ein schöner Berliner Bär? Sechs Bücher trägt er und dazu noch eine Krone, kräftig ist er, eben wie wir Berliner. Früher war er das Logo der Kinderbibliothek in meiner Straße, die leider geschlossen wurde, bzw. umgezogen ist ins Einkaufszentrum. Seitdem stehen die Räume leer, nur eine Weile waren sie mal von einer brasilianischen Christensekte gemietet, die wieder verschwunden ist. Irgendwann wird ein neuer Mieter einziehen und die Scheiben austauschen, und dann wird auch der Bücherbär weg sein, so wie die runden DDR-Glaslaternen vor dem Fernsehturm, die vor einem halben Jahr noch da waren, aber jetzt haben sie den Vorplatz "neu gestaltet". Wäre der Bär nicht ein schönes Logo für uns? Heute unterstützen uns Ben Drummer mit seinem Schlagzeug und Konrad Endler mit seinen Schlaghosen. Das hintere Fenster wird wieder offen sein, so daß man in den Pausen draußen Getränke bestellen kann, das RAW-Gelände gleicht im Sommer einem Ameisenhaufen, in den man einen Bonbon gelegt hat, und der heißt Donnerstags "Chaussee der Enthusiasten". Und jetzt sage keiner, es heiße "das" Bonbon! JS

Donnerstag, 11. Juli 2013

Goethes Mützen


Die heutige Preisfrage ist für unser Publikum wahrscheinlich zu leicht zu beantworten: In welcher deutschen Universitätsstadt kaufte Goethe seine Mützen? Ein kleiner Tip: es war nicht Tübingen, denn in dieser deutschen Universitätsstadt kaufte Goethe seine Münzen. Man kann ihn heute noch dabei beobachten. Neulich bei "taff" gab es eine viel schwerere Preisfrage: Welcher Hollywood-Schauspieler spielt die Hauptrolle in dem Zombie-Film "World War Z"? 1: Brad Pitt oder 2: Pittiplatsch? Das können eigentlich nur noch Menschen mit DDR-Sozialisation beantworten, die aber natürlich gar kein Fernsehen mehr gucken können, seit es nur noch digital gesendet wird. Manche gucken allerdings trotzdem weiter, analog, ein Unterschied ist ja auch kaum zu bemerken. Nach meinen Informationen ist heute Michael Ebeling bei uns zu Gast, von LSD - Liebe statt Drogen, der in "World War Z" sämtliche Zombies spielt und deshalb oft mit Schnatterinchen verwechselt wird. JS

Mittwoch, 3. Juli 2013

Retro-Wahlkampf

Die 90er Jahre in Thüringen, aus heutiger Sicht eine idyllische Zeit. Virales Marketing war noch handgemacht, mit Rostschutzfarbe aus Restbeständen, die brauchte man ja jetzt nicht mehr, denn im Westen gibt es bekanntlich keinen Rost. Die Fronten waren klar: "Rote raus", "CDU gut" und "PDS Wicher". Der Erfolg gibt den Thüringern Recht: inzwischen gibt es in dem Ort ein Bratwurstmuseum mit der längsten begehbaren Bratwurst der Welt. Die künstlerische Gestaltung des Museums lag in den Händen von Arno "Dagobert" Funke. Auf einer kleinen Bühne wird täglich "Hans Wurst" gespielt. Die für Thüringen typische Fachwerkbauweise stellte damals für den anonymen Wahlkämpfer eine formale Herausforderung dar, die Kästchen-Unterlage hätte sich wohl eher für Rechenaufgaben geignet. Dennoch: man muß schmunzeln, wie übersichtlich die Welt damals noch war, und man denkt ein bißchen schadenfroh an den NSA-Mitarbeiter, der damals noch extra hinfahren mußte, um das zu fotografieren. Für uns war das ja früher besser, wir haben ungefähr die Hälfte unseres Publikums eingebüßt, weil die Geheimdienste uns nur noch im Internet beschnüffeln und keine Spione mehr in die Show schicken. Vielleicht wird das ja morgen anders, wenn unsere liebste, in Berlin lebende englische Inderin Iacinta Nandi zu Gast ist und DJ Alfred Musik auflegt. JS