Chaussee der Enthusiasten
Die letzte Show



LESEBÜHNE - 20:00 Uhr
Nur noch am Mittwoch, dem 9.12. in der Alten Kantine

Donnerstag, 18. Juli 2013

Löcher wie ein Golfplatz

Erinnert sich noch jemand an die documenta in Kassel 1997? Glücklicherweise kann man sich heutzutage an derlei Ereignisse auch dann erinnern, wenn man gar nicht dabei gewesen ist - dem sagenumwobenen Internet sei Dank. Christoph Schlingensief wurde damals von der Polizei festgenommen, weil er ein Schild mit der Aufschrift "Tötet Helmut Kohl" tragen ließ. Wer hätte damals gedacht, dass der flott vor sich hin dilettierende Jungspund Schlingensief schneller ins Gras beißen müsste als der damals bereits lahmfüßige zu Paranoia neigende Kohl, um den sich inzwischen eine allenthalben als "seine zweite Frau" betitelte Abschirmungsbeauftragte kümmert. Welchen Effekt würde heute das Hochhalten eines "Tötet Helmut Kohl"-Schilds auf der documenta auslösen? Vor allem - wer würde da noch die Energie aufbringen, dies zu tun? Die Schweizer Sterbehilfe-Organisation Dignitas vielleicht? Schlingensief wurde damals natürlich schnell wieder freigelassen - die Beamten haben wahrscheinlich noch mal schnell im Grundgesetz Artikel 5 nachgeschaut: "Ach ja, da steht's ja - Kunst ist frei. Da werden wir ihn wohl wieder laufen lassen müssen. Entschuldigen Sie, Herr Schlingensief, wir hatten gedacht, Kunst sei unfrei. Kleines Missverständnis, kann ja jedem mal passieren. Tötungsphantasien bei "Die Ärzte", Lolita-Sex-Phantasien bei Roland Kaiser ("Den Schritt zu wagen, vom Mädchen bis zur Frau").
Und jetzt muss Bushido herhalten für eine aus der Hand geschüttelte Strophe eines Gauner-Sprechgesang-Schlagers. Der Grüne Volker Beck begründet das damit, dass Bushido "nicht viel drauf" habe. Beck meint also, dass Artikel 5 nur in Anspruch zu nehmen sei, wenn man was drauf habe, und darüber zu urteilen hätten dann Parlamentarier. Wowereit klagt gegen Bushido - weshalb eigentlich? Weil er als Metapher herhalten muss?
Der Sprecher von Claudia Roth meint: "Bushido pöbelt nur noch herum, hetzt menschenverachtend gegen Homosexuelle und Frauen und droht jetzt auch noch Politikerinnen und Politikern offen mit Gewalt." . Als ehemalige Managerin von "Ton Steine Scherben" erinnert sie sich vielleicht, wie im Rauchhaus-Song davon die Rede war, wie Mensch Meier "den Bullen die Köppe einhaut."

Wessen Tötung wir besingen, erfahrt ihr, wenn ihr heute Abend ins Badehaus Szimpla kommt. 20:30 Uhr. Unter anderem mit unseren Gästen Ben Drummer und Konrad Endler.


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